Auf das, was da noch kommt!
Partying, Travelling & Shopping – diese drei Sehnsüchte unterstellt man uns jungen Menschen nur allzu gerne, wenn es um die aktuelle Corona-Pandemie geht. Die virtuelle Ausstellung „The_Gap“ sollte unser Manifest sein, um jenen Besserwisser_innen zu vermitteln, dass auch für unser Leben im vergangenen Jahr, wie auch in diesem, Essentielles zu kurz gekommen ist und kommt.
Positivität. Ob Lockdown, Flockdown oder Shutdown – wo es nur geht, wird skandalisiert. Aktuelle Corona-Maßnahmen sind in jedem Fall falsch und die Debatte um die Impfzulassung nicht nachvollziehbar. Die Corona-Krise hat mir vor Augen geführt, dass die für mich persönlich so wichtige Eigenschaft „Positivität“ aus dem Blick der Gesellschaft geraten ist. Wozu weitermachen, wenn alles schlecht ist, welchen Sinn hat dann unser Leben?
Meine große Hoffnung ist, dass auch ihr, die ihr diesen Text lest, ihr, die ihr scheinbar keinen Grund mehr seht, das Haus zu verlassen und im Selbstmitleid versinkt, euch endlich aufraffen könnt und mit Positivität weitermacht. Tut euch selbst etwas Gutes und kämpft gegen die Negativität an! Fokussiert das Licht am Ende des Tunnels!
Freiheit. Grenzen, Kontaktbeschränkungen, Ladenschluss – für mich am Anfang der Pandemie unvorstellbar. Mit meinen 27 Jahren hatte ich gar keine Vorstellung mehr davon, wie es ist, seinen Pass bei Grenzübertritt herzuzeigen, sich zu erklären, warum man seine Familie in der Heimat besucht oder die 101-jährige Großmutter nicht mehr umarmen darf.
Freiheit ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft, so viel steht fest. Auch, wenn wir diesen erst mit der Zeit wieder zurückbekommen, sollten wir heute schon darüber sprechen und uns vor Augen halten, was wir bereits hatten und welche Bedeutung Autonomie hat. Als Auslandsösterreicherin habe ich den direkten Vergleich zwischen Österreich und Deutschland und kann nur sagen, „Freiheit“ bedeutet in jedem Land etwas anderes. Wir sollten uns multilateral darüber austauschen, welche Zugänge die einzelnen Länder haben, um die besten Beispiele zu teilen.
Tiefgründigkeit. Eine dritte Komponente aus dem Bereich Gesellschaft, die aus meiner Sicht in den Hintergrund geraten ist, ist der zwischenmenschliche Tiefgang. Ich lebe glücklicherweise mit meinem Partner zusammen und konnte mir bereits vor der Pandemie ein Umfeld aufbauen. Nicht wenige Freund_innen aber leben alleine, müssen bereits seit über einem Jahr von zu Hause aus arbeiten und verlieren den Kontakt zur Außenwet. Waren anfangs noch Zoom-Spielabende, Zoom-Partys oder Zoom-Filmabende usus, haben wir mit der Zeit wohl alle festgestellt, dass dies nicht ausreicht. Es fehlt das persönliche Gespräch, es fehlt der Körperkontakt.
Im letzten Jahr ist diese Tiefgründigkeit auf jeden Fall zu kurz gekommen. Man hat sich geschrieben, telefoniert, war eine Runde spazieren und hat versucht, sich ja nie allzu lange in einem Raum mit anderen Menschen aufzuhalten. Als kommunikativer Mensch, der sich für andere Kulturen interessiert, kommt es für mich nicht darauf an, möglichst viele Online-Gespräche mit Menschen quer über den Kontinent zu führen. Ich möchte mich mit ihnen von Angesicht zu Angesicht austauschen, denn nur der persönliche Austausch bringt uns einander näher, lässt dem Gegenüber erkennen, wer man wirklich ist. Wir sollten darauf achten, unsere Tiefgründigkeit zurückzuholen und uns nicht in Bedeutungslosigkeit zu verlieren!
Ich bin mir dessen bewusst, dass mein Text alleine nicht ein Manifest für uns junge Menschen darstellt. Mein Wunsch ist es daher, dass wir alle zusammen, mit all den unterschiedlichen eingereichten Texten, Fotos, Videos und Tonaufnahmen, unseren Beitrag leisten, dass die für uns so wichtigen Werte einer Gesellschaft nicht aus dem Fokus geraten!
About the artist: Marie-Therese Tropsch
27-jährige Wienerin, die seit 2,5 Jahren in Berlin lebt.
Positivität, Freiheit und Tiefgründigkeit machen unsere Gesellschaft aus und dennoch sind diese Werte angesichts der Corona-Pandemie in den Hintergrund geraten. Reden wir darüber und holen wir sie uns zurück!